Wann ist eine Karriere eine Karriere?

Florentina

Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wie ihr euch euren weiteren beruflichen Weg vorstellt? Bei Frauen (mehr als bei Männern) sind Karrierepläne häufig auch Lebensentwürfe, die mit persönlichen Entscheidungen verknüpft sind. Kinder oder keine Kinder? Kinder und Karriere – geht das? Will ich wirklich „Karriere“ machen? Bin ich mit 30 zu alt, um noch mal was Neues zu machen?

Klar ist es wichtig, eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie das eigene Leben aussehen soll. Allerdings neigen wir immer noch dazu, uns bei diesen Überlegungen von geltenden Standards oder Klischees leiten zu lassen. „Karriere machen“ ist z.B. eigentlich nicht mehr als ein oberflächlicher, aber gesellschaftlich akzeptierter Standardbegriff, der ein ziemlich eindimensionales Identifikationspotenzial bietet, mit dem wir uns nicht abfinden sollten. Wir investieren einen Großteil unserer Lebenszeit in unser Berufsleben. Umso wichtiger ist es, einen Weg zu finden, der uns und unserer eigenen Persönlichkeit entspricht.

Statt sich selbst mit gesellschaftlichen Klischees und Vorurteilen zu schwächen, ist es wichtig, eigene Wege zu finden und vor allem: Von der Berechtigung dieses eigenen Wegs überzeugt zu sein.

Echte Karriere-Hemmnisse oder Karriere-Mythen?

  • Karriere macht, wer aufsteigt.

    Florentinas Definition: „Karriere ist die berufliche Entwicklung eines Menschen entsprechend seiner Werte und Ziele im Beruf in einer bestimmten Lebensphase.“

    Das heißt auch: Karriere ist mehr, als die Leiter nach oben klettern, auch ein bewusster Schritt zur Seite oder zurück kann ein persönlicher Karriereschritt sein. Chefin? Oder doch lieber Expertin für ein bestimmtes Thema?

  • Lücken im Lebenslauf sind Karriere-Killer

    Das war einmal. Karriere ist kein Marathon mit direktem Ziel Richtung Hamsterrad. Pausen einlegen reflektieren, Erfahrungen sammeln. Das tut gut und stärkt die Vorfreude, auf das, was kommt.

  • Wer fleißig ist, ist immer auch erfolgreich.

    Fleiß und Disziplin sind wichtige Eigenschaften, keine Frage. Aber ebenso sicher ist Fleiß kein Garant für beruflichen Erfolg. Wer sehr fleißig ist, erwartet häufig, dass dieser Fleiß auch anerkannt wird - Enttäuschungen sind fast schon vorprogrammiert. Besser: die Kraft, die auf ein Ziel verwendet wird, sinnvoll einteilen. Arbeitseinsatz und Ziel müssen zusammenpassen. Viele Projekte und Fristen sind allein mit Fleiß möglicherweise gar nicht zu bewältigen. Mutig sein, die eigene Herangehensweise reflektieren, Probleme ansprechen.

  • Ab einem bestimmten Alter kann man keine Karriere mehr machen.

    Ganz sicher nicht. Wer selbstbestimmt seinen Weg geht, macht genau dann, genau die Karriere, die zur eigenen Situation und Lebensphase passt.

Tipps für die Gestaltung eines selbstbestimmten, individuellen Karrierewegs

✓ Stärkt eure Kommunikationsfähigkeit, nutzt Möglichkeiten, euch mit anderen auszutauschen, nutzt Netzwerke.

✓ Fachwissen ist immer wichtig. Wenn ihr für ein Thema brennt, dann könnt ihr gar nicht genug darüber lernen.

✓ Seid zielstrebig – auch im vermeintlich kleinen. Wenn euch etwas wichtig ist, dann setzt euch dafür ein.

✓ Übernehmt Verantwortung für das, was ihr tut.

✓ Wenn’s mal schwierig wird: Versucht ganz bewusst, konstruktiv mit einem Problem umzugehen. Manchmal nützt es schon, kurz innerlich zurückzutreten und den Blickwinkel zu verändern, um eine sachliche Ebene zu finden. Und: Es gibt immer eine Lösung. Echt!

✓Sammelt möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen. Nutzt Chancen, um neue Dinge zu entdecken.

✓Lernt ganz bewusst, Entscheidungen zu treffen und dann auch konsequent dazu zu stehen.

✓ Gebt euch Zeit.

✓ Vorbilder können sehr hilfreich sein – als Inspiration, aber nicht, um eine Kopie zu werden.

✓ Lasst euch unterstützen. Es ist eine Stärke, keine Schwäche, Tipps von anderen zu reflektieren und anzunehmen.