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10. September 2020
Studium zu teuer? Stipendien können helfen.
Sofie erzählt über die Möglichkeiten der Studienfinanzierung
Als ich mich vor über zwei Jahren für ein Duales Studium entschieden habe, bin ich ziemlich blauäugig auf alles zugegangen und habe viele organisatorische Dinge erst nach und nach mitbekommen. Das funktioniert natürlich auch, aber einfacher ist es, wenn ihr euch vorher genau informiert. Und mein Beitrag heute kann euch vielleicht dabei helfen. Das Thema ist nicht ganz unwichtig, denn es geht ums Geld. Häufig werden Duale Studiengänge in Kooperation mit staatlichen Hochschulen angeboten. Außer dem Semesterbeitrag fallen hier in der Regel keine Studiengebühren an. Aber es gibt auch sehr viele Duale Studiengänge, die in Kooperation mit privaten Hochschulen organisiert werden, bei der Deutschen Bank zum Beispiel in Kooperation mit der Frankfurt School. Und das heißt auch: Es fallen Studiengebühren an, die zum Beispiel in meinem Fall (ausbildungsintegriertes Studium Wirtschaftsinformatik) bei rund 7.000 Euro pro Semester liegen. Zu meinem Studium gehört außerdem ein verpflichtendes Auslandssemester, das mit mindestens 3.000 Euro zu Buche schlägt – und auch das will finanziert sein.
Das ist viel und klingt erst mal gewaltig, aber bitte lasst euch davon nicht abschrecken. Kaum jemand hat Eltern, die das eben mal so übernehmen können, und deswegen gibt es viele Möglichkeiten für finanzielle Unterstützung.
Bisher hat die Deutsche Bank (wie auch einige andere Unternehmen) einen Teil der Studiengebühren übernommen – in der Zeit meines Studiums hat die Bank bspw. die Hälfte der Kosten getragen. Jedes Kooperationsunternehmen übernimmt allerdings unterschiedlich viel. Und für alle, die zum Ausbildungsstart 2021 das Duale Studium beginnen, habe ich gute Neuigkeiten! Die Deutsche Bank wird zukünftig die kompletten Studiengebühren übernehmen. Das ist schon mal eine sehr gute Grundlage und in vielen Fällen mehr als die halbe Miete. Beim Dualen Studium verdient ihr ja von Anfang an euer eigenes Geld, das im Laufe der Zeit ansteigt, da ihr ja nach dem zweiten Studienjahr auch eure Ausbildung abschließt! Je nach Ansprüchen und Umständen könnt ihr damit auch schon hinkommen – vielleicht wohnt ihr ja erst mal auch noch zu Hause oder bekommt von euren Eltern einen Mietzuschuss. Außerdem gibt es in Deutschland sehr viele verschiedene Möglichkeiten, um Stipendien in Anspruch zu nehmen. Das ist häufig auch gar nicht so kompliziert, wie es sich anhört, und es ist ein ganz normaler Vorgang, den ein relativ großer Teil der Studierenden auch nutzt.
Ich erzähle mal, wie das bei mir an der Frankfurt School so gelaufen ist:
Zunächst hatte ich, wie alle Dual Studierenden, von Anfang an mein Gehalt und dazu die Unterstützung der Deutschen Bank und konnte also auf jeden Fall einen Teil der anfallenden Gebühren von meinem selbst verdienten Geld abdecken.
Bei der Bewerbung an der FS habe ich an einem Assessment Center teilgenommen, und das war anscheinend so gut, dass ich zusammen mit der Rückmeldung auch gleich eine Einladung zur Teilnahme am Stipendium bekommen habe. Das war super, denn dadurch konnte ich meinen Eigenbeitrag noch mal um 25 % reduzieren.
Meine Rechnung sieht dann so aus:
In den ersten beiden Jahren (in denen ich parallel die Ausbildung zur Fachinformatikerin absolviert habe) hatte ich ein Stipendium der FS und die Unterstützung der Bank. Meine Kosten pro Semester waren ungefähr 1.500 Euro (inklusive Semesterbeitrag), und das sind dann etwa 250 Euro pro Monat, die ich zur Seite legen musste.
Jetzt im Hauptstudium habe ich ein Deutschlandstipendium (für das ich mich aktiv beworben habe) und verdiene durch die bereits abgeschlossene Berufsausbildung schon etwas mehr. Dadurch kann ich mir die Studiengebühren über die Stipendien finanzieren und monatlich Geld auf die Seite legen und für einen eventuellen Master bzw. mein Auslandssemester sparen.
Da klingt die Sache mit den Studiengebühren schon gar nicht mehr so problematisch, oder?
Meine ersten Semester sind ziemlich gut gelaufen und ich wurde überraschend für die Studienstiftung vorgeschlagen. Yay! Da läuft gerade das Auswahlverfahren, und falls ich das schaffe, bekomme ich dadurch vielleicht sogar Unterstützung für mein Auslandssemester. Das Deutschlandstipendium muss ich im Fall, dass das klappt, dann zurückgeben, weil man nicht gleichzeitig von mehreren staatlichen Förderwerken gefördert werden darf. /Sofie, Eschborn
Welche Stipendien gibt es direkt von der Hochschule?
Hier gibt es an der Frankfurt School zwei Arten: das Exzellenzstipendium und die neuen Diversity-Stipendien, die – wie der Name sagt – zu mehr Diversität in der Studentenschaft beitragen möchten. Für beide Stipendien könnt ihr euch auf Aufforderung nach dem Assessment Center bewerben. Ihr habt insbesondere dann gute Chancen, wenn ihr in der Schule sehr gute Leistungen erbracht habt oder besonders engagiert wart. Auch wenn ihr unternehmerisch aktiv wart oder schon Forschungsprojekte im MINT-Bereich gemacht habt, kann das helfen.
Vorteile:
Die FS reduziert eure Studiengebühren, und ihr könnt mehr von dem Gehalt, das die Bank euch zahlt, für euch behalten. Außerdem ist der Bewerbungsprozess an sich relativ unaufwändig.
Nachteile:
Nur ein kleiner: Um das Stipendium euer ganzes Studium lang zu behalten, müsst ihr insgesamt in den Semestern mindestens eine bestimmte Leistung erbringen. Aber das klingt schlimmer, als es ist! Wenn ihr das Stipendium bekommen habt, schafft ihr meistens auch das!
Was ist das „Deutschlandstipendium“?
Das Deutschland-Stipendium ist eine echt coole Sache. Hier bekommt ihr ein Jahr lang monatlich 300 Euro, die zur Hälfte vom Bund und zur anderen Hälfte von einem privaten Sponsor bezahlt werden. Für das Deutschland-Stipendium könnt ihr euch auch schon vor eurem Studienstart bewerben.
Vorteile:
Der Bewerbungsprozess ist relativ kurz und die Auswahl fair, und wenn ihr Glück (und Lust darauf) habt, könnt ihr bei der jährlichen Stipendiatenfeier eurem Sponsor sogar persönlich die Hand drücken 😊
Nachteile:
Nach einem Jahr müsst ihr euch neu für das Stipendium bewerben. Es wird nicht automatisch verlängert!
Was ist die „Studienstiftung“ (und andere Begabtenförderungswerke)?
Deutschland hat einige renommierte Begabtenförderungswerke, die euch nicht nur Geld, sondern auch eine ideelle Förderung bieten. Neben der Studienstiftung gibt es unter anderem auch noch die Stiftung der deutschen Wirtschaft und Parteistiftungen. Je nach euren Interessen könnt ihr also schauen, bei welcher Stiftung eure Bewerbung am aussichtsreichsten ist. Bei der Studienstiftung gibt es verschiedene Zeitpunkte, zu denen ihr euch bewerben könnt: Entweder werdet ihr direkt von eurer Schule vorgeschlagen (dann bekommt ihr übrigens auch automatisch ein FS-Stipendium) oder ihr macht in euren ersten Semestern eine Art Aufnahmetest oder – dritte Möglichkeit – ihr werdet von einem Professor vorgeschlagen oder (im 4. Semester) vom Prüfungsamt vorgeschlagen.
Vorteile:
Teilweise bieten euch die Stiftungen eine Förderung bis zu einer eventuellen Promotion an und fördern sogar euer Auslandssemester. Außerdem bieten die Stiftungen auch spannende Seminare an, die ihr exklusiv besuchen könnt.
Nachteile:
Das Auswahlverfahren mit Assessment Centern zieht sich relativ lange, und je nachdem, in welchem Semester ihr seid, müsst ihr von einem Professor vorgeschlagen werden. Und natürlich wollen die Stiftungen die Besten der Besten fördern. Falls es also nicht klappt, ist das keine Schande!
Welche Voraussetzungen muss ich für ein Stipendium mitbringen?
Das hängt einerseits vom Stipendium, andererseits auch vom Studienfach ab. Gute schulische Leistungen oder später dann gute Leistungsnachweise aus den ersten Studiensemestern sind auf jeden Fall kein Fehler. Aber nicht jeder, der ein Stipendium erhält, muss eine Einserschülerin sein. Mindestens ebenso wichtig werden andere Faktoren bewertet: Die Motivation für ein Studium ist wichtig, auch außerschulisches Engagement (bei Vereinen, Institutionen oder bei persönlichen Initiativen). In bestimmten Studienfächern, zum Beispiel bei MINT-Fächern, geht es auch darum, mehr weibliche Talente zu gewinnen. Frauen haben in diesem Fall also einen kleinen Vorteil – auch Bewerber*innen mit Migrationshintergrund oder aus Nicht-Akademiker-Familien.
Wie läuft die Bewerbung ab?
Auch das ist unterschiedlich. Für bestimmte Stipendien wird man von der Schule oder Hochschule vorgeschlagen. (Da muss man natürlich auch signalisieren, dass man Interesse daran hat.) Alternativ kann man sich auch eigeninitiativ für ein Stipendium bewerben. Für das Deutschlandstipendium wird man zum Beispiel nicht vorgeschlagen.
Eigentlich musst du immer deine Zeugnisse vorlegen und etwas über dich selbst und deinen (familiären) Hintergrund erzählen. Manchmal musst du zusätzlich noch einen Aufsatz schreiben. Für das Deutschlandstipendium musste ich zum Beispiel ein fiktives Streitgespräch zwischen einem Rechtspopulisten und einer „weltoffenen“ Person schreiben.
Bei manchen Stipendien wirst du dann in der zweiten Runde zu einem Auswahltag eingeladen. Da musst du meistens eine Gruppenaufgabe machen oder einen Vortrag halten, und ein Auswahlkomitee fühlt dir in persönlichen oder fachlichen Gesprächen auf den Zahn. Aber keine Angst, an der FS wirst du bei der Vorbereitung darauf unterstützt!
Kann man mehrere Stipendien gleichzeitig beantragen?
Natürlich kann man sich für mehrere Stipendien gleichzeitig bewerben. Bestimmte Stipendien lassen sich allerdings nicht kombinieren: Man kann z. B. nicht ein Deutschlandstipendium haben und gleichzeitig von der Studienstiftung gefördert werden. Ein FS-Stipendium lässt sich aber mit einem anderen Stipendium kombinieren.
Wie ist das mit der Rückzahlung des Stipendiums?
Ein Stipendium muss man normalerweise nicht zurückzahlen.
Was, wenn das mit dem Stipendium nicht klappt?
Falls das mit dem Stipendium nicht klappt, ist das kein Grund, in Sack und Asche zu gehen. Das passiert und du bist dadurch kein schlechter oder unbegabter Mensch! Es hat dann halt einfach nicht geklappt. Es gibt auch noch andere Alternativen, um ein Studium zum Beispiel mit einem Studentenkredit zu finanzieren. Ein Kredit muss natürlich später zurückgezahlt werden. Hier solltet ihr euch also vorher genau über die Modalitäten informieren, damit ihr euch nicht übernehmt und die finanzielle Vorbelastung beim Start ins Berufsleben zu groß ist.
In anderen Ländern ist es zum Beispiel total normal, einen Kredit für das Studium aufzunehmen. Hier kannst du zum Beispiel bei der KfW schauen, die an viele Studenten bis zu 650 Euro monatliche Kredite vergibt. (Die musst du aber irgendwann zurückzahlen, also übernimm dich nicht!)
Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, sich durch einen Bildungsfond unterstützen zu lassen. Informiere dich dazu am besten im Internet! Die Frankfurt School bietet zum Beispiel eine Finanzierung an, bei der du während deines Studiums keine Studiengebühren zahlen musst, dafür aber gehaltsabhängig nach deinem Berufsstart ein paar Jahre lang einen Betrag zahlst. Mein Tipp: Unterschreibe nichts, was du nicht verstanden hast. Informiere dich vorher gründlich!